Am 8. Juli, kurz vor den Sommerferien, haben wir uns zu unserem ersten Energieforum zum Thema Mobilität getroffen.
Das Umweltamt, vertreten durch Gunnar Thöle – kurzfristig eingesprungen für die leider verhinderte, aber zuständige – Katharina Zapf, hat als zentralen Punkt vorgestellt, welche Angebote es heute schon für eine Mobilität ohne Auto in Eichkamp/Heerstraße gibt. Danach haben einige Nachbarn erzählt, wie es geht, und wo es drückt.
Der Abend und die Diskussion waren extrem interessant und das Thema ist wichtig. Darum habe ich – ausnahmsweise – einige Informationen, die ich von diesem Abend mitgenommen habe, zusammengeschrieben.
Zusammen mit den Ergänzungen aus dem Umweltamt ist eine Informationssammlung entstanden, die hoffentlich allen Nachbarn, die sich gerade für das Thema interessieren, hilft.
Wir freuen uns über Input von euch LeserInnen – bitte per Mail an klima(at)siedlung-eichkamp.de!
Viel Spaß beim Lesen!
Charlotte Dieter-Ridder
Leih-Lastenfahrräder
fLotte Berlin: https://flotte-berlin.de/
Dies ist ein kostenfreies Angebot, das ehrenamtlich betreut wird. Die Ausleihstationen befinden sich im stationäreren Einzelhandel – wegen der verbindlichen Öffnungszeiten und damit ein Mensch den Leihverkehr abwickelt.
Die für uns am nächsten gelegene Leihstationen, befinden sich in Gemeinde Neu-Westend in der Eichenallee und am Lietzensee, im Mehrgenerationenhaus in der Herbartstr.
Aus der Diskussion: Könnte der Fahrradladen im S-Bahnhof Heerstraße vielleicht ein ein fLotte-Lastenrad betreuen? Für Eichkamp ist uns niemand eingefallen, den man fragen könnte.
Falls ein Leser eine Idee hat, wer in Eichkamp ein fLotte-Lastenrad betreuen könnte: Mail an klima(at)siedlung-eichkamp.de.
Cargoroo: https://cargoroo.nl/de/
Kommerziell, Ausleihe über App, (20 Minuten reservieren für 1€ , 6,00€ pro Stunde / 0,10€ pro Minute). Cargoroo hat feste Standplätz, an die das Rad zurückgebracht werden muss. Für uns die nächsten sind in der Nähe des S-Bahnhofs Charlottenburg.
Liebe LeserIn in Eichkamp: Haben wir an einem Cargoroo-Rad Interesse?
Wenn es ernsthaftes Interesse gäbe, könnten wir ja mal bei Cargoroo nachfragen, ob sie sich den S-Bahnhof Grunewald oder den S-Bahnhof Messe-Süd als Standort vorstellen können.
Car Sharing
Hier gibt in Berlin einige – konzeptionell unterschiedliche Angeobte:
Floating Car-Sharing
Bei Floating – „schwimmenden“ – Car Sharing bekommt der Nutzer in einer App angezeigt, wo er ein freies Auto findet und reservieren und ausleihen kann. Nach der Nutzung und kann er es irgendwo im Geschäftsbereich abgeben lassen.
Anbieter mit floating Car sharing in Berlin sind nur noch Miles: https://miles-mobility.com/berlin sowie Sixt Share.
Weder Eichkamp noch Heerstr. sind im Geschäftsgebiet, d.h. wir finden in unseren Siedlungen weder ein Auto von Miles oder Sixt Share, das wir spontan benutzen können, noch können wir es vor der Haustür zurückgeben.
Eigentlich schade – aber immerhin gehen das Geschäftsgebiet von Miles bis fast zu uns! Für uns in Eichkamp interessant: Das Miles-Geschäftsgebiet geht bis zur Auerbachstr, für die Siedlung Heerstr. ist es auch nicht weit: hier geht bis zur Heerstr:
Car-Sharing an festen Stationen
Einen Überblick darüber gibt: https://www.berlin.de/tourismus/infos/sharing/carsharing/.
Leider ist dies Seite nicht so ganz aktuell: Weshare wurde von Miles gekauft, mit Stadtmobil (https://www.stadtmobil.de/) fehlt ein großer Anbieter in Berlin völlig.
Da ist für uns nichts in der Nähe. Stadtmobil hat immerhin 3 Fahrzeuge auf dem Parkplatz bei Stadler stehen.
Privates Carsharing
Nicht vergessen sollte wir die Möglichkeit, in der Nachbarschaft ein privates Carsharing zu organisieren – entweder direkt zwischen Nachbarn oder über einen dafür zu gründenden Verein. Für den Verleih direkt zwischen Nachbarn gibt es einen Mustervertrag beim VCD:
https://www.vcd.org/artikel/auto-teilen-statt-besitzen/.
Damit man sich den ansehen kann, habe ich gerade ein Exemplar zur Ansicht bestellt.
Die Papageiensiedlung in Zehlendorf hat schon genauer darüber nachgedacht. Ihre Seite zum Thema Mobilität (https://kliq-berlin.de/mobilitaet/) ist sehr lesenswert. Dort findet sich ein ausgezeichneter Foliensatz zum Thema privates Carsharing.
Liebe NachbarIn,
Dein/Ihr Auto steht meistens herum und Du/Sie könnten sich vorstellen, das Auto einem Nachbarn zu überlassen? Du/Sie könnten manchmal eigentlich gut ein Auto gebrauchen, aber eigentlich lohnt sich die Anschaffung nicht? Bitte Mail an klima(at)siedlung-eichkamp.de – wenn es Interessenten gibt, vertiefen wir die Diskussion gerne!
Jelbi (https://www.jelbi.de/)
Die BVG-Tochter Jelbi möchte es uns Berliner erleichtern, sich ohne eigenes Auto in der Stadt fortzubewegen. Deshalb hat sie – unter dem Namen Jelbi – eine App veröffentlicht, mit der man sowohl Bus, S-Bahn und U-Bahn benutzen kann, aber auch diverse Sharing Angebote.
Wie kann ich mir das vorstellen?
Ich installiere die Jelbi-App, registriert mich dort und und lege einen Zahlungsweg fest. Danach kann ich mit der App nicht nur VBB-Tickets kaufen, als auch bei diversen Sharing-anbietern Fahrzeuge reservieren und bezahlen.
Konkret: Aus der Jelbi-App kann reservieren, benutzen und bezahlen:
- E-Scooter: Voi, Lime, Tier, Bolt
- Bike: nextbike, Lime, Tier, Bolt, Call a Bike
- E-Moped: Emmy
- Carsharing: Miles, SixtShare, Flinkster, Cambio
- Taxi
Auch der Lastenradverleiher cargoroo (siehe oben) ist Jelbi-Partner und hat an einigen Jelbi-Punkten Ausleihräder stehen. Sie können aber noch nicht über die Jelbi-App bezahlt werden.
Die App sucht mir auch eine Verkehrsverbindung heraus – und nutzt dabei auch die gerade vorhandenen Sharing-Fahrzeuge. Wie muss ich mir das vorstellen?
Ich möchte jetzt von A nach B. Die Verbindung, die ich mir von Jelbi anzeigen lassen kann, enthält nicht nur den ÖPNV-Anteil, d.h. Bus, S-Bahn, U-Bahn, sondern nutzt auch die freien Fahrzeuge der Sharinganbieter.
Um das Umsteigen aus Bus und Bahn auf die Sharing-Fahrzeuge zu erleichtern, werden Jelbi-Stationen (Mieten, abgeben, aufladen) und Jelbi-Punkt eingerichtet, sozusagen ein Sammelpunkt für freie Sharing-Fahrzeuge.
In der Innenstadt funktioniert das schon gut, aber wie sieht das bei uns aus?
In der Jelbi-App gibt es eine Karte, in der die freien Fahrzeuge sichtbar sind. Beim Schreiben dieses Artikels habe ich es ausprobiert: Ich finde viele Einzelfahrzeuge, außerdem einen Jelbi-Punkt „Jelbi Messe/Hub 27“.
In der Diskussion wurde angeregt, dass sich das Bezirksamt für einen Jelbi-Punkt am S-Bahnhof Grunewald einsetzt. Vielleicht würden dann die herumfliegenden Roller auch weniger?
Auf der Jelbi-Website gibt es, unter https://www.jelbi.de/melden/ die Möglichkeit, falschparkende Sharing-2-Räder Anbieter-übergreifend zu melden. Vielleicht wird es dmait einfacher, herumfliegende Roller entfernen zu lassen?
Welche Themen gibt es noch?
Fahrradstellplätze
Der Bezirk hat eine Untersuchung lassen, wo Fahrradstellplätze fehlen, und lässt dort Bügel bauen. Eine lebhafte Diskussion dazu zeigt, wie sehr wir uns sichere Stellplätze wünschen, an denen man auch ein gutes Rad parken mag.
Liebe(r) Nachbarin: Vorschläge für weitere Stellplätze sind sehr willkommen, vorausgesetzt, dort ist Platz und keine Grünanlage. Mail an klima(at)siedlung-eichkamp.de, wir leiten das dann weiter.
An kleinen Bahnhöfen sieht man inzwischen gelegentlich „Fahrradkäfige“, in denen die Räder – kostenpflichtig – eingeschlossen werden können. An so etwas arbeitet die Senatsverwaltung – ohne die Bezirke – auch. Auf der Seite https://www.parkyourbike.berlin/ findet man die Standorte und kann sich für die Benutzung registrieren. Es gibt keinen Standort bei uns in der Nähe, dafür aber vier am Rathaus Schöneberg – dann kann man sie sich immerhin einmal ansehen. Durchgeführt wird dies Projekt von der infravelo Gmbh, auf deren Website findet sich eine Beschreibung: https://www.infravelo.de/projekte/fahrradparken/#c1701.
Auch die Senatsverwaltung hat eine Informationsseite zum Fahrradparken: https://www.berlin.de/sen/uvk/mobilitaet-und-verkehr/verkehrsplanung/radverkehr/fahrrad-parken/
Schnupperangebot „Berlin ohne Auto“
Auch wenn die Aktion gerade pausiert, ist es wert, sie zu erwähnen:
Einzelnen Autofahrer haben sich darum beworben, es einmal 4 Wochen ohne Auto zu probieren. Sie haben für 4 Wochen den Autoschlüssel abgegeben und bekamen einen Berg Sharing-Gutscheine zum Probieren. Mehr dazu auf der Website des Bezirksamts: https://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/verwaltung/aemter/umwelt-und-naturschutz/klimaschutz/mobilitaet/artikel.892661.php.
Abhängigkeit von der S-Bahn – was ist, wenn sie gerade nicht fährt?
Es ist ja wunderschön, dass wir mit 3 S-Bahnstationen so gut an das ÖPNV-Netz angebunden sind. Leider fällt immer mal wieder eine S-Bahn aus. Wenn man pünktlich in der Stadt sein muss, ist das sehr, sehr ärgerlich – denn in diesem Fall hat man keine Alternative – außer zu warten, oder doch mit dem Auto zu fahren.
Nachtrag: Prinzipiell ist sich Jelbi dieses Themas bewusst, kann aber auf Grund der Anzahl der Fahrgäste und der Schnelligkeit der S-Bahn keine Lösung sein.
Wenn es mal sehr ärgerlich ist, lohnt es vielleicht, sich der Fahrgastrechte beim VBB bewusst zu sein: https://www.vbb.de/tickets/tarifinformationen-services/fahrgastrechte/. Vielleicht gelingt es ja, sich das nächtliche Taxi von der Bahn bezahlen zu lassen?
Sicherheit bei Dunkelheit
Es ist kein gutes Gefühl, nachts als Frau zurück nach Eichkamp zu fahren. In der S-Bahn sitzen nur noch Männer. Die Fußwege durch den Wald (Messe-Süd) oder Dauerwaldweg (Grunewald), und auch die Radstrecke mit dem Rad von Westkreuz sind alles nicht wirklich Vertrauen erweckend.
Für die Strecke ab Westkreuz besteht immerhin – sehr langfristig – die Hoffnung, einen Luxus-Radweg vor der AVUS-Tribüne zu bekommen – im Rahmen des Neubaus des Autobahndreiecks und des Baus des Stadteingangs West.
Für manchen ist es vielleicht hilfreich, ein Fahrrad in der S-Bahn mitzunehmen, um die „letzte Meile“ fahren zu können – als Faltrad (siehe auch unten: Faltrad leasen) oder sein normales Rad. Falträder werden umsonst befördert, ein normales Rad bekommt eine eigene Monatskarte für 12,80 €.
Einige Live-Hacks
Ohne Auto: weniger Verpflichtungen, geringere Mobilitätskosten
Eine Nachbarin hatte hier zwei gute Hinweise:
Erst nach der Abschaffung des Autos haben sie gemerkt, wieviel Verpflichtung ein Auto auch bedeutet. Bei ihnen hat die Abschaffung auch zu einem Gefühl der Befreiung geführt.
Außerdem hatte sich diese Familie – mit der Abschaffung des Autos – ein Mobilitätskonto eingerichtet. Darauf wurden weiter die gewohnten Kosten für das Auto eingezahlt, und alle neuen Mobilitätskosten entnommen. Damit hat sich diese Familie selbst davor bewahrt, aus spontaner Sparsamkeit kein Taxi zu nehmen. Und automatisch wurde sichtbar, wie teuer so ein Auto und sein Unterhalt eigentlich ist.
Als Seniorin ohne Auto? – Auch das geht!
Mit steigendem Alter lässt die Mobilität nach. Selbst der Fußweg aus Eichkamp zum S-Bahnhof oder auch zur Bushaltestelle wird zu einer Herausforderung. Hier erhält das eigene Auto das Gefühl der Selbstbestimmtheit.
Gelöst hat eine ältere Nachbarin das Problem. Ihr Auto hat sie schon länger abgeschafft. Sie hat sich umgestellt auf Lieferdienste (zum Einkaufen), Dreirad (in Eichkamp) und Taxi und Bahn für den Rest.
Nach ihrem Eindruck hat diese Lösung erhebliche Vorteile: Einkaufen ist deutlich bequemer geworden. Die Kosten und Verpflichtungen für das Auto entfallen, wobei die Kosten für die laufenden Kosten deutlich höher waren als heute ihre Taxikosten – und mit ihrem Dreirad kommt sie in der direkten Umgebung gut klar.
Faltrad leihen über die Bahn
Bei https://www.deutschebahnconnect.co(m/faltrad kann man sich ein gutes Faltrad (Brompton, gut 12 kg) für 41 €/Monat für ein Jahr leihen, incl. Service und anschließender Kaufoption. Falträder darf man ohne Fahrradkarte im Zug (und Flugzeug?) mitnehmen, und kann sie bei Veranstaltungen oft an der Garderobe abliefen.
Im Regionalzug: Upgrade 1. Klasse
Bei vollen Regionalzügen lässt sich der Reisekomfort durch ein Upgrade in die erste Klasse manchmal erheblich steigern. Das zusätzliche Ticket kostet 4,80 €. Man kann sich spontan dazu entschließen, weil man es nur beim Schaffner kaufen kann (pro Fahrt, für 24h, für eine Woche, für einen Monat). Wir haben es sofort in dem – immer völlig überfüllten Zug von Charlottenburg zum BER ausprobiert – absolut empfehlenswert! Wichtig: das ist ein VBB-Angebot. In anderen Verkehrsverbünden gelten andere Regeln (Rostock geht nicht, Hamburg und Umgebung kostet nur 2,33€, und man kann es auf dem Handy kaufen).
Einige sehr schwer lösbare Probleme
Familie mit Kindern ohne Auto
Selbst das geht. Wirklich schwierig bleiben die Elterntaxi-Dienste zu z.B. Sportveranstaltungen/turnieren zu merkwürdigen Zeiten irgendwo in dieser Stadt. Dort ist man auf Mitfahrgelegenheiten bei befreundeten Eltern angewiesen.
2 Kommentare
Ich (80 Jahre) habe keinen Führerschein und habe bisher alle Besorgungen per Radl erledigt.
Jetzt oft mit e-Motor Unterstützung…
Für mich ist Fahrradfahren Sport …Bewegung ,Umweltschutz eine Lebenseinstellung !
Solange die Gesundheit es ermöglicht soll das auch so bleiben.
Statt in Benzin habe ich lieber in PV (2 kW und 800 W) investiert.Die Summe aller gefahrenen Rad – km
reicht bei mir bis zum Mond.
Autor
Danke für die nette Rückmeldung!