Dämmstoff-Steckbrief: Polyurethan-Hartschaum

Basiert auf dem PUR-Steckbrief von Georg Friedemann, Siedlung Heerstraße, Stand: 17. April 2022

Unser Kellerdecken-Problem

Kellerdeckendämmung

Bei Häusern mit vollständig oder teilweise ungeheiztem Keller gehört eine Dämmung der Kellerdecke von unten zur energetischen Sanierung. Sie bewirkt, dass weniger Wärme aus dem Erdgeschoss in den Keller abfließt.  Im Ergebnis bleibt der Keller kühler, und wir benötigen weniger Energie, um unsere Wohnräume warm zu bekommen.

Die Standardlösung

Sowohl das Gebäudeenergiegesetz als auch die Förderrichtlinien für effiziente Gebäude haben klare Vorstellungen davon, welche Dämmwerte eine fachgerecht und förderfähige Kellerdeckendämmung erreichen sollte. Um diese Werte zu erreichen, werden Standarddämmplatten, z.B. aus Steinwolle,  an die Decke geklebt, die eine Dicke von 12 oder 14 cm haben.

Unser Problem

Leider waren die finanziellen Mittel auch bei den Erbauern unserer Häuser (Bj.  meist zwischen 1920 und 1930) schon knapp und deshalb sind die Kellerhöhen recht gering.  Während heute mit Kellerhöhen von 2,20m gerechnet werden kann, gibt es bei uns Häuser, bei denen die Kellerhöhe gerade etwas mehr als 1,80m beträgt. Eine Dämmplatte der Dicke von 12 oder 14 cm ist bei Kellerhöhen unter 2 m nicht akzeptabel.

Was könnte uns helfen?

Um trotzdem zu dämmen, brauchen wir einen effizienteren Dämmstoff. Er muss die gleichen Dämmwerte liefern, aber darf nicht so dick sein.  Außerdem muss er brandschutztechnisch und ökologisch akzeptabel sein. Dass er dadurch teurer wird, ist nicht verwunderlich – trotzdem muss er bezahlbar bleiben.

Eine gangbare Lösung könnte  Polyurethan sein.  Den ausgewählten Dämmstoff gibt es nicht im Baumarkt – daher fallen bei einer Bestellung Lieferkosten an, und der Preis ist abhängig von der bestellten Menge.  Wir haben viele Häuser, in den die Kellerdecke noch nicht gedämmt ist, deshalb würde sich eine Sammelbestellung anbieten.

Deshalb  zum Einstieg dieser Steckbrief:

Was ist Polyurethan?

Dämmplatten aus Polyurethan-Hartschaum, kurz PU-Dämmplatten, haben ähnliche Eigenschaften wie die bekannteren Hartschaumplatten Styropor (EPS) oder Styrodur (XPS) von der BASF. Alle diese Platten werden unter hohem Energieeinsatz aus Erdöl hergestellt.

Viele Kunststoffgegenstände, die wir im Haushalt täglich gebrauchen, sind aus Polyurethan. Als Material für die Hausdämmung sind PU-Dämmplatten weniger bekannt. Sie werden in den gängigen Baumärkten (z.B. Bauhaus, Hornbach) nicht angeboten. Bekannter aus dieser Materialgruppe ist der in Dosen angebotene PU-Montageschaum, der z.B. für die Fixierung von Fenstern und Türen beim Einbau verwendet wird.

Varianten des PU- Hochleistungsdämmstoffs tragen die Bezeichnung PUR- oder PIR-Dämmplatten. Chemisch und herstellungstechnisch unterscheiden sich diese Varianten geringfügig.

Einsatzbereiche

PU-Dämmplatten werden vorzugsweise dort eingesetzt, wo es auf hohe Wärmedämmung und geringe Plattendicke ankommt etwa für die Kellerdecke von unten, wenn die lichte Kellergeschosshöhe gering ist, aber auch für eine Aufsparrendämmung, wenn etwa wegen des Denkmalschutzes First- und Traufe nur geringe Erhöhung erfahren sollen.

Noch höhere Wärmedämmung und niedrigere Materialdicken erzielen u.a. Vakuumisolationspaneele, dafür kosten sie auch weitaus mehr..

Nicht geeignet sind PU-Dämmplatten für dauerhaft dem Wasser ausgesetzte Baukörper wie etwa Umkehrdächer. (Bei Flachdächern, auch Balkone und unterkellerte Terrassen, die als Umkehrdächer ausgebildet sind, liegt die Feuchtigkeitsisolierung unterhalb der Wärmedämmung. Die PU-Dämmplatten wären mithin längerer Zeit der Feuchtigkeit ausgesetzt und nehmen so mehr Feuchtigkeit auf als etwa XPS-Platten. Je mehr Feuchtigkeit im Baustoff, je mehr nimmt die wärmedämmende Wirkung ab.) Auch für Dämmung der Kellerwände von außen (Perimeterdämmung) werden eher XPS-Platten eingesetzt.

Das sagen die Hersteller – auch zu Brandschutz, Ökologie und Entsorgung:

 

Dämmstoffvergleich und Preisstand April 2022

Dämmstoff-Kandidaten:

U-Werte in W/m²K, ermittelt mit Hilfe https://www.ubakus.de/u-wert-rechner/?
Beispiel Deckenaufbau: 23 mm Holzdielen, 70 mm Balkenlage/Hohlraum, 160 mm Stahlsteindecke (Lochziegel mit Stahleinlage), Dämmung von unten.
Laut GEG erforderlicher U-Wert für Kellerdecken: 0,30 W/m²K
U-Wert ohne Dämmung: 1.01 W/m²K , dabei Gefährdung durch Tauwasser 0,91 kg/m²

Gemessen am U-Wert ist das Polyurethan-Angebot preislich geringfügig günstiger.

Einbauvorschläge

Beispiel Kellerdecke 6 cm Dämmplatten von unten gegeneinander versetz zur Vermeidung von Kreuzfugen:

  • Variante A:
    Der PU-Schaum wird zunächst entlang den Rändern der Platte mit PU-Schaumpistole aufgesprüht. Dann wird der Schaum im inneren Bereich der Platte in W-Form aufgetragen, die Platte wird eingesetzt und andrückt – 1 Minute lang. (teuerste Variante) https://www.hausjournal.net/pu-schaum-kleben
  • Variante B:
    Platte anlegen, je Platte zwei bis vier Bohrungen durch die Dämmplatte in die Decke, Schlagdübel eindrücken und Spreiznagel einschlagen (Schlagdübel 100 Stück 33,30 € bei Bausep). Wenn Schutz vor Feuchtigkeit für erforderlich gehalten wird, Fugen der alukaschierten Unterseite mit Dampfbremsklebeband überkleben.

Gefährdung durch Feuchtigkeit geht vom darüber liegenden Wohnraum aus, wenn keine Wärmedämmung erfolgt. Schwitzwasserbildung im Keller wird dadurch vermieden, dass an warmen Tagen Kellerlüftung vermieden wird.

Entsorgung

Der IVPU – Industrieverband Polyurethan-Hartschaum sagt hierzu folgendes: „Abfälle aus Polyurethan-Hartschaum (PU) enthalten kein Hexabromcyclododecan (HBCD) und sind nicht als gefährlich eingestuft. Sie können zusammen mit dem Hausmüll (Abfallschlüssel AVV 200301) oder als gemischte Bau- und Abbruchabfälle (AVV 170904) entsorgt werden. Der Abfallschlüssel von Dämmmaterial aus Polyurethan-Hartschaumabfällen lautet AVV 170604.“ https://uegpu.de/newsseiten/entsorgung-von-daemmstoffabfaellen-aus-pu-hartschaum/

Für Berlin lehnt die BSR die Entsorgung von Polyurethan- über den Hausmüll oder die Recyclinghöfe ebenso ab wie Styropor- oder Styrodur-Platten und verweist auf kommerzielle Entsorger.

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3 Kommentare

  1. Es gibt hier bereits alternative Dämmstoffe, die sich für diesen Anwendungsfall eignen und kreislauffähig und weniger C0² Emissionen freisetzen bzw. sogar CO² binden.
    z.B. Korkdämmplatte
    https://cellco-systeme.de//mnt/web216/c0/40/56730140/htdocs/STRATO-apps/wordpress_01/app/wp-content/uploads/2020/12/cellco-produktinformation_korkdaemm-platte.pdf
    Holzweichfaserplatten (bei einem trockenem Keller) oder mineralische Dämmplatten z.B. Kalziumsilikat

    1. Danke für die Info.
      Kurze Rückfragen:
      – Wie dick muss die Korkschicht dann werden, um den von der GEG vorgegebenen oder gar einen förderungsfähigen u-Wert zu erreichen?
      – in dem pdf wird die Platte geklebt – funktioniert das auch auf „normal unebenen“ Kellerdecken von 1925?

  2. … oder es werden PU- oder XPS-Platten wiederverwendet!? Zumindest dort, wo sie nicht verklebt wurden z.B. als Dachbodendämmung.

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