Gas sparen im Sommer? Wie soll das gehen?

Das Problem ist sehr konkret, die Spar-Aufforderung hängt an jeder Plakatwand – trotzdem ist es nicht so einfach, wirklich etwas zu tun.

Nach einigen Monaten intensiverer Auseinandersetzung mit dem Thema Energieeffizienz von Gebäuden hätte ich da so einige Denkanstöße:

Steht die Heizung auf Sommerbetrieb?!

Sommerbetrieb der Heizung bedeutet, dass sie nur noch den Warmwasser-Speicher heizt.

Bei uns sieht das so aus: Heizung aus, Warmwasser bleibt an – Diese Betriebsart kann bei jeder Heizung anders heißen, wird aber immer manuell eingestellt.

Erinnert ihr euch, dass ihr im April im Keller wart und die Heizung umgestellt habt? Ihr könnt euch nicht daran erinnern? Dann prüft es JETZT nach.

Ganz konkret:

Im Rahmen dieses Artikel haben wir uns das im Haus Eichkamp angesehen:
Im Haus Eichkamp wird das Warmwasser dezentral erwärmt, die Heizung ist nur für die Wärmeerzeugung notwendig.

Die Heizung stand vor einer Woche auf „Auto“ – das haben wir auch erstmal gelassen, und einer Woche später nachgeschaut, ob sie Gas verbraucht. – Sie hat es – 2 Kubikmeter – oder gut 22 kWh. Aktuell kostet eine kWh 20 cent, d.h.  wir haben für 4,40 EUR Gas verbraucht. Damit das nicht weiter geschieht, ist sei jetzt ausgeschaltet.

22 kWh ist zwar nicht viel, aber trotzdem unnötig. Interssanter ist die Frage, wieso macht sie das?

Schauen wir uns mal den Temperaturverlauf in der letzten Woche an:

Wir sehen, dass es an einigen Tagen nachts deutlich unter 15 Grad war. Jede Heizung hat im Auto-Modus eine Temperatur, bei der die Heizung anspringt – vermutlich rund 15 Grad.

Wenn – wie an diesem Wochenende – die Temperatur nachts deutlich darunter fällt, dann springt die Heizung auch im Sommer an. Wollen wir das? Eher nicht, wenn es tagsüber sommerlich warm ist.

Solche Nächte, in denen etwas kühler wird, sind in der Übergangszeit öfter – und dann springt die Heizung öfter nachts an… obwohl es noch nicht wirklich notwendig wäre.

zum Trost:

Hättet Ihr es vergessen, ihr wäret nicht allein damit: die Heizungs-Gurus sagen, dass in vielen Häusern den ganzen Sommer völlig überflüssigerweise  Heizwasser erhitzt wird.

Beim Duschen sparen

Am einfachsten wäre es, den Sommer über die Heizung und das Warmwasser vollständig auszuschalten und darauf zu verzichten, warm zu duschen. Leider wird das spätestens beim Haarewaschen ungemütlich – Machen wir es also dem Wirtschaftsminister nach und duschen kürzer? Lohnt sich das?

Wasser spart es auf jeden Fall

Wasser sparen ist auch aus anderen Gründen sinnvoll – dabei gibt es zwei Parameter, an den man drehen kann:

Habe ich einen sparsamen Duschkopf?

Sparsame Duschköpfe mischen das Wasser mit Luft. Diese Duschköpfe verbrauchen dadurch deutlich weniger Wasser, und zwar ohne dass man es merkt. So spart man doch gerne.

Ab wie stelle ich fest, wieviel Wasser durch meinen Duschkopf fließt.  Das ist nicht schwierig:

Ihr nehmt einen 10l Eimer und eine Stoppuhr (hat jedes Smartphone). Den Eimer füllt ihr bis zur 10l-Marke und messt, wie lange das dauert. Daraus lässt sich errechnen, wieviel Wasser durch den Duschkopf fließt – ihr könnt es auch in dieser Tabelle nachsehen:

Ein sparsamer Duschkopf braucht nur 10 l/min. Wenn euer Duschkopf 17 l/min braucht, dann könnt ihr mit so einem Duschkopf in jede „Dusch-Minute“ 7 l warmes Wasser sparen, und zwar ohne Komforteinbußen.

Für einen Kubikmeter Wasser, also für 1000 l, bezahlen wir  knapp 4 EUR, 10 l kosten also ca. 4 Cent, das hört sich nicht besonders erschreckend an.

Kürzer Duschen

Das Internet ist sich nicht ganz einig, wie lange in Deutschland durchschnittlich geduscht wird. Man findet alles zwischen 6 und 11 min.

Ist es da gemein, zu behaupten, 1 min Duschen würde auch reichen ? Länger Duschen wäre Luxus? Und wie setze ich diese Sicht in meiner Familie durch, und motiviere sie, kürzer zu duschen?

Lohnt sich das überhaupt? Sind das nicht Peanuts?

Die vierköpfige Familie Mustermann hatte bisher einen mittelguten Duschkopf mit 15 l/min und jeder stand täglich 5 min unter der Dusche. Das ist ein Verbrauch von 300 Litern am Tag. Wenn die Familie das jetzt auf 12l pro Tag und Person reduziert, dann braucht sie nur noch 50 l am Tag – und spart täglich 250 l. Nur ein Bruchteil davon würde den nächsten Baum freuen!

Über das ganze Jahr gerechnet kommt so eine erkleckliche Summe zusammen: Familie Mustermann spart jetzt also täglich 250 l warmes Wasser., an 365 Tagen kommen so  91.250 l zusammen.

Wie gesagt, ein Kubikmeter Wasser, also  1000 l, kosten  knapp 4 EUR – durch das Verkürzen der Duschzeit spart Familie Mustermann bereits ca. 270 EUR.

Und spart das auch Gas?

Was bedeutet das für den Gasverbrauch? Um 250 l von 10 auf 35 Grad zu erwärmen, braucht man 14,5 kWh (sehr hübsch erklärt auf: http://privergie.de/2-uncategorised/75-lektion-1). Für 50 l sind es nur noch 2,9 kWh.  Mit Turbo-Duschen würde Familie Mustermann am Tag ca. 11 kWh weniger Energie benötigen. Für eine tägliche Energieeinsparung ist das nicht so schlecht. Gas kostet z.Z. ca. 20 Cent/kWh (Neukunden Vattenfall), macht also fast 3 EUR/Tag, oder gut 1000 EUR/Jahr.

Jetzt muss Familie Mustermann es nur noch tun –

Promptes Feedback hilft beim Sparen

Wenn wir merken, dass wir unter Dusche wieder eingeschlafen sind,  dann sind wir ja auch willens, aufzuhören. Im Öko-Versandhandel gibt es eine lange Liste von Helferein,  die sich bemerkbar machen:

https://www.eco-logisch.de/producten-Wasser-sparen-96

Die Luxusvariante ist ein smarter Duschkopf, der nicht nur wenig Wasser (ca. 10l/min) verbraucht, sondern alle 10 l die Farbe wechselt.  Dazu gibt es eine passende App für die Erfolgsstatistik. (Nur im Versandhandel, bei Amazon nach Hydrao Aloe suchen, ca. 80 EUR bei Amazon oder direkt bei Hydrao, leider z.Z. nur auf französisch: https://www.hydrao.com/store/).

Bei uns hat dieser Spielzeug sofort gewirkt – und ich habe erst beim Rechnen für diesen Artikel gemerkt, wie schnell sich das Ding rechnet.

Geht da noch mehr?

Warmhalteverluste:

In den meisten Häusern wird das Warmwasser von der Zentralheizung erzeugt.  Die Heizung erzeugt es auf Vorrat im Brauchwasserspeicher: Grob gesagt: in einer Stunde am Morgen oder Abend duscht die ganze Familie, und 23 Stunden am Tag werden zwei- oder dreihundert Liter Wasser in Reserve warmgehalten.

Jetzt hängt es von der Dämmung des Brauchwasserspeichers ab,  wie groß diese „Warmhalteverluste“ .  Auf neuen Wasserspeichern (seit 2017) sollte ein Energielabel kleben, das anzeigt, wieviel Watt als Warmhalteverlust in einer Stunde anfällt, wenn das Wasser bei 65 Grad vorgehalten wird – bei diesem Beispiel sind das nur 28 W.

Bei der Einführung des Labels ist auch eine Tabelle aufgetaucht, die den Wärmhalteverlust genauer spezifiziert:

D.h. wenn Familie Mustermann einen 300 l Speicher der Energieklasse C im Keller stehen hat, dann benötigt dieser in 24 Stunden 2,3 kWh (98,2 W/h x 24h), um die 65 Grad vorzuhalten – Heißt also, die kommen für die Warmwasserbereitung noch dazu. Was bedeutet das für uns?

Kurzfristig:

Und während des Urlaubs?

Lohnt es sich, während des Urlaubs die Heißwassererzeugung vollständig abzuschalten? – Das kommt im Wesentlichen auf die Warmhalteverluste und auf die Länge des Urlaubs an:

Wir hatten gesagt, dass Familie Mustermann einen 300 l Speicher der Energieklasse C hat . Dann lohnt es sich sie, die Warmwassererzeugung der Heizung abzuschalten, wenn sie länger als eine Woche wegfährt.

Die meisten von uns dürften Brauchwasserspeicher haben, die älter als 5 Jahre sind, und die ihren Warmhalteverlust nicht ausweisen. Da ist ein Kurzurlaub eine gute Gelegenheit, diese Verluste zu messen: Wenn man den Gaszähler vor- und nach dem Urlaub abliest, und das Ergebnis durch die Anzahl Abwesenheitstage teilt, sollte es ungefähr stimmen.

Nachträglich Dämmen?

Ob es sich lohnt, einen Brauschwasserspeicher nochmal zusätzlich zu dämmen, da streiten sich im Internet die Geister. Was sich aber auf jeden Fall lohnt:

Dämmung der Heizungs- und Heißwasser-Rohre

Der Gesetzgeber sagt schon lange, dass die Heißwasserrohre – für Heizung und für Heißwasser – in ungeheizten Räumen gedämmt sein sollen. Er hat auch recht genaue Vorstellungen darüber, wie gut sie gedämmt sein sollten.

In unseren Kellern sieht es nur oft anders aus – dort gibt es dann doch von Zeit zu Zeit „pro forma“ Dämmungen, die man mal so hingeschlurt hat und der Keller ist ganzjährig kuschelig warm.  Sich das kritisch anzuschauen -und die Dämmung zu perfektionieren, lohnt sich auf jeden Fall.

Langfristig:

Bei Neuanschaffung des Warmwasserspeichers

Wenn die Anschaffung eines neuen Brauchwasserspeichers ansteht: unbedingt auf das Energielabel eines Wasserspeichers achten.

Auch möglich – Wasser separat heizen

Bei Häusern mit relativ neuer Heizung ist eine Umstellung auf eine Wärmepumpe wirtschaftlich noch nicht sinnvoll. Hier kann man sich überlegen, die Warmwasserbereitung von der Heizung zu trennen (Durchlauferhitzer, Warmwasserwärmepumpe) oder sie mit einer zweiten Wärmequelle zu unterstützen (Solarthermie, PV-Heizstab).

Man rechnet grob, dass ein Haus je nach Zustand seiner energetischen Sanierung 10 % bis 20 % seiner Heizenergie für die Erzeugung von Heißwasser benötigt. Wenn es gelingt, die Heißwassererzeugung während des Sommerhalbjahres auf erneuerbare Energien umzustellen, denn ist das auch schon ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.

Möglich wären:

  • Elektrischer Durchlauferhitzer:
    interessant für Häuser ohne PV und mit geringem Warmwasserverbrauch.
  • Solarthermie:
    Häuser mit noch freiem Sonnendach – die Effizienz soll deutlich besser sein, als bei PV und braucht nicht so viel Platz auf dem Dach. Vielleicht passen die auch auf „schwierige Dächer“.
  • interessant für Häuser mit PV:
    • eine kleine Warmwasser-Wärmepumpe, die die Kellerluft nutzt
    • Heizstab, gesteuert und gespeist durch die PV-Anlage, als Ergänzung im Sommer

 

Zum Weiterlesen

Erfahrungsbericht Solarthermie

Neugierig auf Solarthermie geworden? Ein Nachbar hat dankenswerter Weise einen Erfahrungsbericht geschrieben:

Spartipps vom Bezirksamt

 

 

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