Stecker-PV-Anlage: ein oder zwei Module?

Was ist eine Stecker-PV-Anlage?

Darunter versteht man eine kleine Photovoltaik-Anlage von ein oder zwei Modulen, die als Paket geliefert wird, so dass man sie selbst am Haus montieren kann (Balkon, Fassade, Flachdach) und einfach in die Steckdose steckt.

Soll meine neue Steckersolaranlage ein oder zwei Module haben?

Reicht der Platz überhaupt für 2 Module?

Beginnen wir mit einer Gegenfrage: Ist überhaupt ein ausreichend großer und sonniger Platz für zwei Module vorhanden? Ein Modul ist immerhin etwa 1,7 x 1,1 Meter groß.

Wieviel Strom erzeugt eine Stecker-PV-Anlage?

  • Die Weisen sagen:
    Bei einem Modul werden gut 200 kWh übers Jahr erzeugt, bei zweien gut 400 kWh.
  • Die Erfahrungen der Nachbarn:
    Wenn die Anlage mit 2 Moduln wirklich richtig sonning steht, dann schafft sie auch 500 kWh. Bei einem Strompreis von 33ct entspricht das immerhin 165€.

Aber gehen Sie nicht davon aus, dass sich Ihre Stromrechnung automatisch um diesen Betrag verringert.  Entscheidend ist für die Kalkulation die Frage, wieviel des erzeugten Strom Sie auch nutzen können. Da die Stecker-PV-Anlage typischerweise keinen Speicher haben, müssen Sie den Strom dann nutzen, wenn er erzeugt wird.

Wie wird der erzeugte Strom verbraucht?

Nehmen wir einen sonnigen Sommertag: Die Anlage mit zwei Modulen produziert Strom über mehrere Stunden hinweg mit drei Viertel der Nennleistung, also etwa 450 Watt. Die im Haushalt vorhandenen Geräte nutzen den produzierten Strom.

Benötigen sie mehr Leistung  wie z.B. der Wasserkocher mit 2000 Watt Leistung, wird der Rest aus dem Netz bezogen.

Andererseits fliesst aller Strom, der gerade nicht gebraucht wird, ins Stromnetz, ohne dass ich eine Vergütung dafür erhalte.

Als Kurve sieht der sonnige Tag dann ungefähr so aus:

Der Grundverbrauch eines normalen Haushalts liegt in der Mittagszeit deutlich unter 100 Watt. Der Kühlschrank zum Beispiel benötigt Strom für ca. 150 Watt, aber nur ein paar mal in der Stunde für einige Minuten.

Der schicke 50“-Fernseher oder der HighEnd-Gaming-PC würden einen guten Teil des Stroms nutzen, aber wer sitzt schon an einem sonnigen Tag im Mai mittags vor dem Fernseher?

Für Spülmaschine und Waschmaschine und ebenso beim Backen und Kochen wird während der Aufheizphase viel Leistung benötigt und der gesamte  Strom der Solaranlage genutzt. Hier lässt sich durch eine passende Zeitplanung wirklich viel Geld sparen.

Sollten noch Elektroboiler für Warmwasser vorhanden sein, kann durch eine Zeitschaltuhr die Aufheizphase in die Mittagszeit verlegt werden.

Fein raus sind Besitzer eines E-Autos, die allen überschüssigen Strom in die Batterie laden. Und auch die E-Bikes liessen sich mit Sonnenstrom aufladen, wenn man an einem solchen Tag nicht gerade auf einer schönen Fahrradtour wäre. 😉

Kann ich das auch genauer ausrechnen?

Ja, überhaupt kein Problem. Die HTW Berlin hat mit ihrem „Stecker-Solar-Simulator“ ein Werkzeug bereitgestellt, mit dem ein gute Abschätzung bekommt:

So sieht das Ergebnis beispielsweise für einen Haushalt mit Südbalkon aus, der 3500 kWh/Jahr verbraucht:

 

Man sieht:
Die kleine Anlage erzeugt ungefähr die Hälfte der großen Anlage, von dem man – weil es so wenig ist – tatsächlich 91%  oder 188 kWh nutzt. Bei der großen Anlage schafft man nur 76% oder 314 kWh.

d.h. die große Anlage erzeugt zwar das Doppelte, ich spare mit ihr aber nur das 1,6 an Strom.
In diesem Fall lohnt sie sich trotzdem, weil die große Anlage auch  nicht das Doppelte gekostet hat, sondern ca. das 1,4 fache.

Hier geht es zum Simulator: https://solar.htw-berlin.de/rechner/stecker-solar-simulator/ :

Noch mehr Information

findet sich in einem ausführlichen Ratgeber des PV-Magazins:

Fazit

Wenn ich

  • genug Sonne für zwei Moduln habe
  • in meinem Haushalt so flexibel bin, dass ich Geräte dann nutzen kann, wenn die Sonne scheint, lohnt sich auch eine große Anlage.

Extra neue Stromverbraucher anzuschaffen, weil ich ja jetzt Sonnenstrom nutzen kann, ist aber keine gute Idee. Jedenfalls lohnt das Nachrechnen!

 

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